Die Hirschbrunft…

 

beginnt Ende September wenn die Nächte kälter werden. Das Kahlwild sammelt sich und steht beim stärksten Hirsch auf dem Brunftplatz, umstellt von den Nebenbuhlern die röhrend ihren Anspruch anmelden. Der Platzhirsch nimmt in dieser Zeit kaum Nahrung auf und ist nur damit beschäftigt sein Rudel beisammen zu halten und die Konkurrenz abzuwehren. Das Vorrecht zur Fortpflanzung wird mit allen Mitteln verteidigt und beansprucht, was nicht selten mit dem Tod eines Kontrahenten endet wenn er im Kampf geforkelt wird. So pirsch ich mich bei Vollmond kurz vor Sonnenaufgang im Schatten von Büschen und Bäumen an den Brunftplatz heran , unter dem Röhren von 7 Hirschen in der direkten Umgebung die ich ausmachen konnte. Das Gras ist feucht und man spürt den Herbst unter die Kleidung kriechen. Eine schwer beschreibbare Stimmungen herrscht in die man hier eintaucht. Man hört das krachen der Geweihstangen von zwei Hirschen im Kampf und der Platzhirsch, da Stephe, röhrt sein Warnung in den Wald hinauf. Mit der Dämmerungen erkennt man schemenhaft das Kahlwildrudel das auf der Alm steht und äßt. Dort wo das Rotwild eigentlich tagsüber stehen sollte, ist es nun nur noch im Schutz der Dunkelheit anzutreffen und versteckt sich nach Sonnenaufgang wieder im Wald. Der Mensch hat sich seinen Lebensraum einverleibt, waldbaulich, touristisch und durch Siedlungen und Strassen. Bedenkt man dass es stammesgeschichtlich das Rotwild seit 20 Mio. Jahren gibt und uns Menschen seit ca. 700.000 Jahren, fragt man sich mit welchem Recht wir dem Wild das Recht auf seinen Lebensraum absprechen. Die Direktive “Wald vor Wild” sollte vielleicht überdacht werden bedenkt man dass die Definition des Waldes, eine Lebensgemeinschaft zwischen Pflanzen, Tieren und dem Boden ist, die sich gegenseitig bedingen und untereinander in vielfältiger Beziehung stehen. Leider werden hier wirtschaftliche Interessen über Säugetiere gestellt und den Jägern verpflichtend höhere Abschüsse von Jahr zu Jahr zur Auflage gemacht. Hoffentlich findet man hier einen Konsens damit unser Kinder und Enkel die Gelegenheit haben, zu erleben was ich an diesem Morgen sehen durfte.